Der Erfurter Tafel e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, überschüssige und gespendete Nahrungsmittel an Bedürftige weiterzugeben.

Grundsatz ist hierbei die kostenlose Abgabe mit Überprüfung der Bedürftigkeit.

Gesellschaftlicher Zusammenhang

In Zeiten zunehmender Arbeitslosigkeit nimmt naturgemäß auch die Armut und Unterversorgung innerhalb der Bevölkerung zu. Der Armutsbegriff wird allgemein über das Einkommen definiert, wobei unterschieden wird zwischen relativer und absoluter Armut. Ein erweiterter Armutsbegriff beinhaltet auch immaterielle Aspekte und umfasst die gesamte Lebenslage eines Menschen.

In diesem Zusammenhang erscheint eine Einrichtung wie die Erfurter Tafel e.V. zunächst sinnvoll, bietet aber auch Anlass für grundsätzliche Diskussionen um kostenlose Abgabe von materiellen Gütern.

Es war und ist nicht Ziel des Vereins Armutsprobleme in der Stadt Erfurt zu lösen. Vielmehr wird die Abgabe von Lebensmitteln als zusätzliches Angebot verstanden, damit Menschen in finanziellen Notsituationen nicht “am Essen sparen müssen”. Das oft sehr reichhaltige und nahrhafte Nahrungsangebot ermöglicht vielen, sich gesund zu ernähren. Mit dem so eingesparten Geld können darüber hinaus Anschaffungen in anderen Bereichen vorgenommen werden.

Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass ca. 20 % der Lebensmittel vernichtet werden, also entweder gar nicht verkauft werden, weil sie den EG-Normen oder den Kundenwünschen nicht entsprechen oder “überschüssig” sind

Gründung

Der Erfurter Tafel e.V. wurde im Februar 1996 von engagierten Bürgern gegründet. Anlass der Gründungsmitglieder war, den hinlänglich bekannten Begriff der Überflussgesellschaft nicht mehr nur mit einem Achselzucken hinzunehmen, sondern konkret zu handeln, nämlich “Überfluss” abzuschöpfen und umzuverteilen.

In der Bundesrepublik existieren jetzt viele Tafeln, die jedoch alle unterschiedlich arbeiten in Abhängigkeit von der jeweiligen sozialen Struktur des Ortes, der Ortsgrösse und den dort vorhandenen wirtschaftlichen Voraussetzungen.

Zielgruppe

Der Erfurter Tafel e.V. will alle Menschen erreichen, die sich selbst als bedürftig einschätzen. Dazu zählen neben den sogenannten Harz VI – Empfängern natürlich auch Rentner und Teilzeitarbeiter/innen die Erfahrungsgemäß schwehrer zu erreichen sind. Ein Nachweis der Bedürftigkeit erfolgt nach unseren Grundsätzen. Ein Kontrollsystem soll verhindern, dass Missbrauch von Seiten der Kunden betrieben wird.

Arbeitsweise

Die Umsetzung der Idee basiert auf einer festen Säule.

Der Erfurter Tafel e.V. gibt gespendete Nahrungsmittel gegen einen geringen Obolus und gegen Nachweis der Bedürftigkeit in zwei eigenen Ausgabestellen ab. Die Abgabe der Lebensmittel richtet sich zum einen nach dem täglich wechselnden Angebot, zum anderen nach der Haushaltsgröße der Kunden.

Kontrollsystem

Im ersten Jahr wurden im Laden Lebensmittel ohne Kontrolle ausgegeben. Unser Prinzip war “für eine Person Lebensmittel für einen Tag” . Zu unseren Kunden gehörten (und gehören noch heute) auch Mehrpersonenhaushalte. Zur Vereinfachung sind wir dann dazu übergegangen, Ausweise mit nicht kontrollierten Angaben über die Haushaltgröße zu benutzen. Da wiederholt falsche Angaben gemacht wurden und der Unmut bei den Kunden untereinander wuchs, hat sich der Verein für ein minimales Kontrollsystem entschieden.

Jeder Kunde erhält jetzt einen Ausweis bei dem die Anonymität gewahrt bleibt und auf dem die Personenzahl eingetragen wird. Die Angaben beziehen sich auf alle im Haushalt lebenden Personen und werden mit amtlichen Urkunden (Personalausweis, Familienstammbuch o. ä.) verglichen und dann erfasst.

Mit diesem Kontrollsystem kann ein “Missbrauch” weitgehend ausgeschlossen werden und es bietet uns die Möglichkeit, Auswertungen u. a. über Häufigkeit der Besuche in der Erfurter Tafel e.V., ausgegebene Portionen , Kundenzahlen, Altersstruktur usw. zu führen.
Die Akzeptanz dieser Kontrolle ist bei den Kunden sehr hoch.

Finanzierung

Wir unterscheiden hier zwischen Geld-, Lebensmittel- und Sachspenden.

Geldspenden

Der Verein erhält keine staatlichen oder halbstaatlichen Zuschüsse und ist daher ausschließlich auf Spenden angewiesen. In einigen Geschäften stehen auch Spendendosen bereit. Hinzu kommen Geldspenden von Einzelpersonen.
Nahezu regelmäßig organisieren Sportvereine, Schulen und Betriebe Veranstaltungen zugunsten des Erfurter Tafel e.V..

Durch die Zuweisung von Bußgeldern über die Gerichte erhält der Verein ebenfalls finanzielle Unterstützung.

An den monatlichen Ausgaben haben die Personalkosten den geringsten Anteil. Zur Zeit sind keine hauptamtlichen Mitarbeiter beschäftigt.

Die ausgaben für Benzin, Diesel Gas und Strom sind enorm gestiegen.
Spendengelder sind daher dringend erforderlich.

Lebensmittelspenden

Es gibt einen festen Stamm von Betrieben und Märkten aus der Lebensmittelbranche, die regelmäßig spenden. Einige Betriebe stellen dem Verein täglich Lebensmittel zur Verfügung, mit anderen ist ein Abrufsystem vereinbart. Hinzu kommen spontane Anrufe von Anbietern, deren Ware kurz vor Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums steht.

Wohlgemerkt: es handelt sich nicht um verdorbene Ware, sondern um Ware, die dann nicht mehr verkauft werden darf, erfahrungsgemäß aber durchaus noch haltbar ist (das sogenannte MHD wird von den Herstellern festgelegt, nicht von Behörden oder dem Gesundheitsamt). Im übrigen wird darauf hingewiesen, dass die Nahrungsmittel zum sofortigen Verbrauch bestimmt sind. In Zweifelsfällen werden staatliche Hygieneeinrichtungen zu Rate gezogen.

Sachspenden

Ein großer Teil der Büroeinrichtung wurde von Unternehmen oder Privatpersonen gespendet. Gläser und sonstige Behälter werden ständig von Privatpersonen zur Verfügung gestellt.

Sponsoring

Sponsoren für Den Erfurter Tafel e. V. werden noch gesucht.

Vereinsstruktur

Der gemeinnützige Verein besteht aus einem Vorsitzenden, einem Schatzmeister und einem Beisitzer, der beratend bei praktischen Fragen zur Seite steht.

Der Verein hat ca. 20 Mitglieder, von denen etwa 8 freiwillig aktiv sind, das heißt regelmäßig im Laden- oder Fahrdienst arbeiten. Aktive Vereinstätigkeit bedeutet aber auch, durch persönliche Kontakte neue Spender/ Mitarbeiter zu finden, also als Multiplikator zu fungieren.
Die Altersstruktur der Vereinsmitglieder reicht von 16 bis zu 60 Jahren.
Es arbeiten Studenten, Hausfrauen, Rentner, Arbeitslose und Berufstätige miteinander.

Gemeinsam ist allen, daß sie von der Grundidee des Vereins überzeugt sind.

Regelmäßige Vorstandssitzungen, Mitgliederversammlungen und Treffen dienen dazu, die Umsetzung der Vereinsaufgabe zu optimieren, sich auszutauschen und Mitarbeiter gleichberechtigt einzubeziehen.